Kurzlebige Modetrends in der Bekleidung haben sich weltweit zu einer riesigen ökologischen Belastung entwickelt. Die Zeiten, als Kleider lange getragen und bei einem Defekt geflickt wurden, scheinen vorbei zu sein. Und doch: Immer mehr Menschen verstehen die Negativfolgen und beginnen, sich zu ändern.
Mode und sparsamer Umgang mit ökologischen Ressourcen sind eine Paarung, die scheinbar schlecht zusammenpasst. Der überwiegende Teil der Kleider und Schuhe, die heute in Europa getragen werden, werden in Billiglohnländern hergestellt und mit hohen Gewinnen bei uns verkauft.
Der bewusste Umgang mit Ressourcen ist zwar noch immer ein Randthema, bewegt aber auch in der Schweiz immer mehr Menschen zu neuem Verhalten.
Zurückhaltung beim Konsum, langlebige Textilqualität, das Pflegen und Flicken von Textilien werden wieder bewusster. In diesem Beitrag stellen wir ein Thurgauer Traditionsunternehmen vor, das im Bereich von Mode und Textilherstellung Pionierarbeit leistet. Und werfen einen Blick auf die Szene der Textilproduktion in der Schweiz.
Kleiderberg von 50‘000‘000 Kilogramm
Allein der Kleiderberg, der in der Schweiz jedes Jahr gesammelt wird, wiegt über 50 Millionen Kilogramm. Das ist eine riesige Materialmenge, die enorme ökologische Ressourcen verschlingt und zudem eine riesige Schadstoffmenge verursacht.
So wie immer mehr private Haushalte durch den Kauf von Thurgauer Naturstrom Verantwortung für die regionale und ökologische Stromherstellung übernehmen und bereit sind, dafür tiefer ins Portemonnaie zu greifen, so gewinnt das Bewusstsein für die Notwendigkeit ökologisch und sozial verträglicher Kleider- und Schuhherstellung immer neue Freundinnen und Freunde.
Ein Modelabel, das Ökologie und Langlebigkeit zusammenbringt, ist im Thurgau zuhause. Dort finden Kundinnen und Kunden designorientierte, ökologische und soziale Mode von langlebiger Qualität.
Label «erfolg» und Sandrine Voegelin
Hinter dem Label «erfolg» steht Leidenschaft. Und der Wille, mit Schweizer Modedesign und hochwertiger Verarbeitung schöne und langlebige Mode herzustellen. Sandrine Voegelin (Beitragsbild) prägt mit ihrer gestalterischen Haltung das Label. Als Modedesignerin lässt sie gerne das Material sowie die Verarbeitung für sich selbst sprechen. Ihre Designsprache erachtet sie als wohltuend überlegt und ruhig.
Einige Modelle vom Label «erfolg»
Schnelllebige Modetrends und langlebige Kleidungsstücke sind auf den ersten Blick unvereinbar. Und doch: Design und Materialqualität altern nur langsam. Ein Trägertop, ein T-Dress für Damen und eine Jacke aus Merinowolle für Herren stellen wir hier vor.
Die Homebase des Labels «erfolg»
Die Marke «erfolg» gehört zum Textilunternehmen Traxler AG in Bichelsee. Das Unternehmen ist seit über hundert Jahren in der Strickwarenproduktion tätig und begegnete dem Niedergang der Textilproduktion in der Schweiz mit technischer Innovation sowie ökologischen Neuerungen.
Die Strickerei Traxler hat im Verlauf der Jahre ihr Netzwerk zu Unternehmen mit einer vergleichbaren ökologischen und wirtschaftlichen Ausrichtung in der Region ausgebaut. Ein konkretes Beispiel ist das «Ostschweizer T-Shirt»: Eine T-Shirt Kollektion, die Rolf Traxler und Sandrine Voegelin für das Label «erfolg» in einer kompletten Verarbeitungskette im Umkreis von 30 Kilometern rund um Bichelsee produzieren.
Diese Pioniere stehen nicht im Rampenlicht
Vieles, was wir in unserer Recherche entdeckten, tönt wie ein glückliches Revival. Geschäftsführer Rolf Traxler ist im Gespräch offen genug, um von diesen Herausforderungen zu berichten. Er findet, dass Respekt gegenüber Natur und Mensch seinen Preis habe. Und dass diesen letztendlich immer jemand bezahlen müsse.
Für Schweizer Unternehmen scheint es eine Selbstverständlichkeit zu sein, sich an hohen Standards zu orientieren und diese sogar noch weiter zu fördern. Ganz im Gegenteil zu vielen internationalen Konzernen: Diese nutzten gerne Produktionsstätten in Ländern mit tiefsten Löhnen sowie fehlenden ökologischen Standards für die Produktion ihrer Produkte.
Ins Rampenlicht stossen die kleinen und grösseren Schweizer Textilunternehmen trotz ihres vorbildlichen Verhaltens jedoch nicht. Ihr Bestand und ihre Weiterentwicklung in der Schweiz ist – genauso wie Thurgauer Naturstrom – einzig abhängig von fortschrittlichen und zukunftsorientierten Kundinnen und Kunden, die eine bewusste Kaufentscheidung treffen.
Label «erfolg»
Adresse unserer Gesprächspartner:
Sandrine Voegelin und Rolf Traxler, Traxler AG, Unterdorf 7, Bichelsee
www.erfolg-label.ch
Medientipps
- Schweizer Kleidertauschbörse
- Babybox Luzern – Babykleider mieten, statt kaufen
- Eva Waldmann, Zürich, Pret à Reporter – getragene Kleider als exklusive Einzelstücke (Upcycling)
- Rotauf Chur – Radikal Swiss Made – Outdoor (erstes chemiefreies Label in der Schweiz)
- Etris, Bern, Produktionspartner in Lugano (Ethik-Preisträger)
- Carpasus Zürich – Herrenhemden – Produktionspartner in Portugal, Bosnien-Herzegowina, Vorarlberg
- WE ARE ZRCL, Schwyz – Streetware, rückverfolgbarer, nachhaltige Produktion für jedes Kleidungsstück + Swissline Pulls, produziert von Traxler, Bichelsee
- Junglefolk Zürich und weltweit – sozialer Wandel durch Wirtschaft – Reparaturservice
- Sanikai Zürich – For Woman, produziert in Huttwil und Lugano
- Dokumentarfilm
Abbildungen: Grafik Schweizer Textilproduzenten, Fotos Label erfolg: zVg, Foto Sandrine Voegelin: Florian Kalotay, 13 Photo AG